Soll ich oder soll ich nicht? Bei manchen Projekten haben wir IT-Freiberufler die Qual der Wahl. In solchen Fällen nutze ich gerne eine Entscheidungsmatrix als Werkzeug und notiere mir so, auf Basis welcher Kriterien ich mich für ein Projekt entschieden habe. Eine Beispieldatei biete ich zum kostenlosen Download an.
Ob sich ein Projekt lohnt oder nicht ist keine rein finanzielle Frage. Da spielen viele Faktoren hinein, die von Freiberufler zu Freiberufler höchst unterschiedlich sein können.
Viele dieser Faktoren betreffen auch Fragen der persönlichen Motivation. Zum Beispiel bin ich immer überrascht, wenn Kunden enttäuscht sind, dass ich nicht als Festangestellter weitermachen will. Für die Zukunft kläre ich das immer vorab: Es handelt sich um ein Projekt und nicht um den Einstieg in die Festanstellung.
Wichtig ist mir auch, welche Rolle ich im Projekt spiele. Wenn ich mich nicht als Berater und Manager einbringen kann, sondern nur Hilfsarbeiten erledigen soll, dann nutzt der Kunde nicht mein Skillset – und ich bin im falschen Projekt.
Aber wie bringt man all diese Faktoren in eine Entscheidungsmatrix?
1) Formulieren der Kriterien
Zunächst müssen Sie ihre Kriterien finden. Das heißt zunächst einfach mal aufschreiben, was für Sie an einem Projekt wichtig ist.
Sie sollten dabei vollständige Sätze mit eindeutigen Formulierungen wählen. Also statt „Finanziell lohnenswert“ schreiben Sie „Der Tagessatz beträgt mindestens XX Euro“. Und statt „Ich lerne dazu“ sollten Sie genau beschreiben, was Sie lernen wollen – z.B. „Ich erweitere meine Kenntnisse über PRINCE2 Projektmanagement“.
Sie sollten die Kriterien anschließend in Kategorien gruppieren. Was ihnen bei der Bewertung der Attraktivität des Kunden wichtig ist, kommt in die Kategorie „Kunde“ und Kriterien wie Auslastung und Tagessatz kommen in „Finanzen“.
Allgemein haben Sie ein gutes Gesamtbild erreicht, wenn Sie in jeder der folgenden Kategorien mindestens 3 bis 5 Kriterien haben: Kunde, Finanzen, Weiterentwicklung (persönlich und Business) sowie fachliche Eignung.
2) Aufbauen der Matrix
Nun bauen Sie die Matrix auf. Sie brauchen eine Spalte für ihre Kriterien und je Projekt eine weitere Spalte. Hier bewährt sich entweder ein DIN A4 Blatt oder am besten gleich Excel. Weiter unten können Sie auch eine Excel-Datei herunterladen und sich das Leben etwas vereinfachen.
Die Matrix sieht dann in etwa so aus:
3) Bewerten und Auswählen
Nun müssen Sie ihre Projekte bewerten. Wichtig ist dabei, dass sie immer (mindestens) zwei Projekte vergleichen. Natürlich haben Sie nicht immer zwei Projekte auf dem Schreibtisch, von denen Sie sich für eines entscheiden müssen. Dann nehmen Sie einfach das Projekt, das Sie gerade abgeschlossen haben.
Tragen Sie die Projekte in die Spalten ein und beginnen Sie mit der Bewertung. Gehen Sie jedes Kriterium aus ihrer Liste der Reihe nach durch. Sie vergeben “ „, wenn ein Projekt das Kriterium wesentlich besser erfüllt als das Vergleichsprojekt. Wenn es einfach nur etwas besser war, dann setzen Sie ein „„. Und wenn beide Projekte ein Kriterium gleichermaßen erfüllen, dann füllen Sie die Felder mit einem “ “
Sollte ein Projekt schlechter abschneiden, können Sie es mit einem “ “ herabstufen – oder diese negative Bewertung nochmals verstärken, indem Sie “ „.
Sie können natürlich auch direkt Punkte vergeben, z.B. „2“ für sehr viel besser, „1“ für besser und „0“ für gleich gut, und so weiter. Die Negativkriterien führen dann zu Punktabzug („-1“ bzw. „-2“).
Am Schluss addieren Sie alle Punkte auf. Sie können eine einfache Summenbildung vornehmen. Sollte der Punktestand sehr nah beieinander liegen, dann hilft es, die negativen und positiven Summen separat zu addieren. Dann wählen Sie das Projekt, das mehr positive Bewertungen bekommen hat (statt das Projekt, das weniger negative Bewertungen bekommen hat).
Ich hoffe, meine Entscheidungsmatrix bringt Sie ein Stück weiter. Lassen Sie mich ihre Meinung in den Kommen wissen!
Hier geht´s zum Download der versprochenen Excel-Datei: